Freitag, 19. April 2024

Der Ilgenhof und seine Geschichte

Ilgenhof 1935

 Aufnahme etwa um das Jahr 1935

Das Alter...

Die Existenz des Hofes reicht bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Die Geschichtsbücher notieren die Gründung des Hofes für das Jahr 1731. Der Ilgenhof ist also inzwischen 293 Jahre alt!

Wie ist es damals dazu gekommem?

Die Gründung...

Schon vor dieser Zeit bildeten die beiden Dörfer Oberurbach und Unterurbach im mittleren Remstal den sogenannten "Urbacher Stab" - eine durch den Herzog Württembergs verbriefte Rechtsgemeinschaft. Der damalige Verwaltungsbereich des Stabes reichte übrigens weit über die heutigen Ortsgrenzen der Gemeinde Urbach hinaus.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gestattete es die herrschaftliche Forstgemeinschaft einigen Bewohnern des Urbacher Stabs, Forstflächen, die als "wüste Waldungen" galten (so die Formulierung aus historischen Unterlagen), zur Errichtung von Höfen bzw. Forstgüter käuflich zu erwerben. Als zusätzlicher Anreiz wurde von der Obrigkeit Fron- und Steuerfreiheit in Aussicht gestellt. So entstanden in diesem Zeitraum mehrere Höfe, aber auch bereits bestehende Siedlungen vergrößerten sich zusehends. Am Ende dieser Entwicklung wurde im Jahr 1731 der Ilgenhof gegründet.

Leider ist mir nicht bekannt, wer meiner Vorfahren den Entschluss fasste, einen eigenen Hof zu gründen, und was letztendlich seine persönlichen Beweggründe dafür waren. Es ist davon auszugehen, dass der Gründer und dessen Familie (Familienname Marx) aus einem der beiden Urbacher Ortsteilen stammte. Außerdem ist zu vermuten, dass es sich um eine im Urbacher Stab bekannte und respektierte Persönlichkeit gehandelt haben musste, die offensichtlich die erforderlichen finanziellen Mittel besaß und der man dieses Vorhaben auch zutraute.

Der Name...

Leider ist auch nicht bekannt wie der Ilgenhof zu seinem Namen kam. Hier kann aus heutiger Sicht nur spekuliert werden. Meine persönliche Vermutung ist, dass in der Umgebung des Ilgenhofs eine heute leider nicht mehr anzutreffende Lilienart beheimatet war. Lilien wurden in alten Zeiten vielfach auch als "Gilgen" bezeichnet. Dieser Begriff steht dabei immer wieder im Zusammenhang mit der rotblühenden Feuerlilie oder mit der weißen Madonnenlilie (hier Bilder). Der Weg von "Gilgen" zu "Ilgen" ist nicht weit, zumal im alten süddeutschen Sprachgebrauch das "G" an erster Stelle oftmals nicht gesprochen wurde (Beispiel: Gipser = alt süddeutsche Aussprache: Ipser). In freier Natur gedeihen Feuerlilien heutzutage eher in der Alpenregion, Madonnenlilien sind eher in südlichen Ländern zu finden. Aber als Gartenpflanzen sind sie auch in den hiesigen Breiten anzutreffen. Wer zu diesem Thema eine andere Vermutung hat, der darf diese gerne an mich weiter geben!

Die Entwicklung...

In der Folgezeit der Gründung blieb der Ilgenhof glücklicherweise vor schweren Schäden oder gar Zerstörung durch die napoleonischen Kriege weitgehend verschont. Das heißt aber nicht, dass dem Hof eigene Schicksalsschläge erspart blieben. So brannte zum Beispiel um das Jahr 1893 das Wohn- und Stallgebäude bis auf die Grundmauern nieder. Aus den verkohlten Überresten wurde notdürftig ein Nebenhaus als einfacher Wohnraum gezimmert, bis das Hauptgebäude wieder neu errichtet werden konnte. Noch heute sind in dem Nebenhaus an einigen Stellen der Außenwand verkohlte Holzbalkenreste und Feldsteine aus dieser Zeit verbaut.

Im Lauf der Generationen wandelte der Hof immer wieder sein Aussehen: Gebäude kamen hinzu oder wurden baulich verändert oder erweitert; mehrmals wurde auch die Zufahrt zum Hof neu angelegt. Im Lauf der Zeit teilte sich der Hof in zwei eigenständige Linien (Familien Marx und Schabel). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der Familie Marx nach der tödlichen Erkrankung mehrerer Kinder an Diphtherie "nur" Töchter als weitere Nachkommen geboren. So kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Heirat der Hoferbin zu einer Namensänderung der ansässigen Familie: Aus Marx wurde Müller! Die Linie Schabel auf der anderen Seite endete dagegen auf dem Hof nach dem Ableben des letzten Nachkommens im Jahr 1977. Bereits Jahre zuvor wurde der Hofteil Schabel einschließlich der landwirtschaftlichen Güter durch die Familie Müller käuflich erworben. Auf diesem Wege wurde der Hof wieder zu einem vereinten landwirtschaftlichen Anwesen zusammengeführt.

Seitdem ist der Ilgenhof fest in Händen der Familie Müller!